palmlife-wissen-logo

Argentinien Belize Bolivien Brasilien Chile Costa Rica Dominikanische Republik Ecuador El Salvador Französisch Guayana Guatemala Guyana Haiti Honduras Kuba Mexiko Nicaragua Panama Kolumbien Paraguay Peru Puerto Rico Surinam Uruguay Venezuela

Argentinien

(spanisch Argentina) ist ein Staat in Südamerika. Es grenzt im Osten an den Atlantischen Ozean, im Westen an Chile, im Norden an Bolivien und Paraguay, und im Nordosten an Brasilien und Uruguay.

Inhaltsverzeichnis

Geographie
Klima
Flora und Fauna
Bevölkerung
Geschichte
Politik
Administrative Gliederung
Infrastruktur
Wirtschaft
Kultur
Reiseinformationen
Weblinks

 

Geographie

 

Argentinien hat eine Fläche von circa 2,8 Millionen Quadratkilometern. Die Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt etwa 3 700 km, die von Westen nach Osten an der breitesten Stelle circa 1 400 km.

Das gesamte westliche Grenzgebiet wird von den Anden eingenommen, der längsten Gebirgskette der Erde. Deren höchster Berg, der Aconcagua mit 6 959 m Höhe, liegt an der Grenze zwischen Argentinien und Chile.

Der zentrale Norden Argentiniens wird vom Gran Chaco, einer heißen Trockensavanne eingenommen.

Östlich davon schließt sich entlang des Río Paraná das Hügelland der Provinz Misiones an. Dort befinden sich am Dreiländereck Argentinien/Paraguay/Brasilien die Wasserfälle von Iguazú, die zu den größten der Erde zählen.

Südlich davon, zwischen den großen Strömen Río Paraná und Río Uruguay, liegt das feuchte und sumpfige Mesopotamia. Am Río de la Plata, dem gemeinsamem Mündungstrichter dieser beiden Ströme, befindet sich die Stadt Buenos Aires und die gleichnamige Provinz Buenos Aires, das wirtschaftliche Herz Argentiniens. Hier konzentriert sich auch der Großteil der Einwohner Argentiniens.

Westlich und südlich von Buenos Aires erstrecken sich die Pampas, eine grasbewachsene Ebene, wo der größte Teil der Agrarprodukte des Landes erzeugt wird. In dieser Region befinden sich große Weizenfelder und Weideflächen für Rinder, deren Fleisch immer noch zu den Hauptexportgütern Argentiniens gehört.

Zwischen den Pampas und den Anden liegen im zentrale Argentinien die Gebirgszüge der Sierras Pampeanas.

Das im Süden Argentiniens gelegene Patagonien ist von starken Westwinden geprägt und hat ein sehr raues Klima. Dieses Gebiet, das etwa ein Viertel der Fläche des Landes ausmacht, ist sehr dünn besiedelt.

Von Argentinien wird ein Sektor des antarktischen Kontinents beansprucht, siehe hierzu: Argentinisches Antarktisterritorium.

 

Wichtige Städte

Buenos Aires ist als politische Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum Argentiniens die wichtigste Stadt Argentiniens. Es ist umgeben von einer Reihe von selbstständigen Vorstädten, die zum Teil reine Schlafstädte sind, zum Teil aber auch selbst über Produktionsstätten verfügen. Rosario liegt zwar nicht in der Provinz Buenos Aires, die die Hauptstadt umgibt, gehört aber noch zum größeren Einzugsgebiet der Hauptstadt. Córdoba, die zweitgrößte Stadt Argentiniens, verfügt über größere Produktionsstätten und beherbergt die älteste Universität des Landes, welche gleichzeitig eine der wichtigsten ist. Mendoza ist vor allem für seinen Wein- und Obstanbau bekannt, dient aber auch als Brückenkopf für den Handel mit Santiago de Chile. San Miguel de Tucumán ist die Geburtsstätte der Unabhängigkeit und wurde durch die intensive Landwirtschaft wirtschaftlich und kulturell bedeutsam, hat aber in den letzten Jahrzehnten etwas an Wichtigkeit verloren. Die Universitäten in dieser Stadt haben auch überregionale Bedeutung und werden z.B. von Studenten aus Bolivien besucht.

Topographie

Hohe und bedeutende Berge

In den argentinischen Anden gibt es eine Vielzahl von sehr hohen Bergen über 6 000 m Höhe. Hierunter befinden sich auch der höchste Berg des amerikanischen Kontinents, der Aconcagua mit fast 7.000 m Höhe und der höchste Vulkan der Erde, der Ojos del Salado mit fast 6 900 m. Im Folgenden sind alle Sechstausender sowie einige wichtige oder bekannte Berge unter sechstausend Meter aufgelistet:

  • Aconcagua, 6958 m
  • Bonete, 6872 m
  • Ojos del Salado, 6863 m
  • Tupungato, 6800 m
  • Monte Pissis, 6779 m
  • Mercedario, 6770 m
  • Llullaillaco, 6723 m
  • El Libertador, 6720 m
  • Cachi, 6720 m
  • Incahuasi, 6620 m
  • Galan, 6600 m
  • El Muerto, 6542 m
  • Nacimiento, 6493 m
  • Laudo, 6400 m
  • Toro, 6380 m
  • Tres Cruces, 6356 m
  • Tortolas, 6323 m
  • El Cóndor, 6300 m
  • Famatina, 6250 m
  • Solo, 6246 m
  • Polleras, 6235 m
  • Chañi, 6200 m
  • Juncal, 6180 m
  • Negro, 6152 m
  • Quela, 6135 m
  • Palermo, 6120 m
  • San Juan, 6111 m
  • Sierra Nevada, 6103 m
  • Antofalla, 6100 m
  • Marmolejo, 6100 m
  • Poincenot, 3002 m
  • Torre, 3133 m
  • Fitz Roy, 3405 m
  • Volcán Lanin, 3747 m

Bedeutende Flüsse

Argentiniens Hydrologie wird von den Zuflüssen des Río de la Plata dominiert. Sein Einzugsgebiet umfasst etwa 5.200.000 km². Etwa ein Drittel hiervon liegt in Argentinien, der Rest in Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Zuflüsse des Río de la Plata sind der Río Paraná und der Río Uruguay.

  • Río de la Plata (Mündung des Paraná und Uruguay in den Atlantik)
  • Río Paraguay, 2549 km (mündet in den Paraná)
  • Río Salado, 2000 km (mündet in den Paraná)
  • Río Paraná, 1800 km (mündet in den Río de la Plata)
  • Río Uruguay, 1100 km (mündet in den Río de la Plata)
  • Río Bermejo-Teuco, 1000 km (mündet in den Paraguay)
  • Río Colorado, 860 km (mündet in den Atlantik)
  • Río Pilcomayo, 850 km (mündet in den Paraguay)
  • Río Negro, 635 km (mündet in den Atlantik)

Große Seen

Besonders bedeutend ist der See Laguna Mar Chiquita in der Provinz Córdoba sowie die Seen Lago Argentino und Lago Viedma beide im Naturpark Los Glaciares gelegen, der zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Dort befindet sich auch der Gletscher Perito Moreno.

  • Laguna Mar Chiquita, 5770 km² (Oberfläche stark schwankend)
  • Lago Argentino, 1415 km²
  • Lago Viedma, 1088 km²
  • Lago Buenos Aires, 881 km² (argentinischer Teil, Gesamtfläche: 2.240 km²)
  • Colhue Huapi, 803 km²
  • Nahuel Huapi, 550 km²

Inseln

Die größte Insel ist Feuerland, die sich Argentinien (Provinz Tierra del Fuego) und Chile teilen. Weiterhin bedeutend sind die Malwinen, die zwar von Argentinien beansprucht werden, aber unter britischer Verwaltung stehen. Die Besetzung der Inseln durch Argentinien am 2. April 1982 löste den Falkland-Krieg aus, der bis zum 14. Juni 1982 dauerte und mit einer Niederlage Argentiniens endete.

  • Feuerland (für den argentinischen Teil der Insel, siehe Provinz Tierra del Fuego): 21.051 km²
  • Islas Malvinas (Großbritannien, von Argentinien beansprucht): Isla Soledad (6.353 km²) und Gran Malvina (4.377 km²)
  • Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln (Großbritannien, von Argentinien beansprucht): San Pedro (Südgeorgien, 3.528 km²), Jorge (Südlichen Sandwichinseln, 110 km²), Blanco (Südlichen Sandwichinseln, 46 km²), Saunders (Südlichen Sandwichinseln, 40 km²)
  • Isla de los Estados: 520 km²
  • Islas Orcadas: Coronación (457 km²) und Laurie (86 km²)
  • Trinidad (Provinz Buenos Aires): 207 km²
  • Bermejo (Provinz Buenos Aires): 20 km²

Bodenschätze

Wertvolle Mineralerze und Gesteine finden sich in Argentinien nur in kleineren Mengen, so etwa Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zink, Eisen, Zinn, Wolfram, Glimmer und Kalkstein. Wirtschaftlich bedeutender sind die Erdöl- und Erdgas-Vorkommen vor der Küste.

Klima

Argentinien hat von tropischen Gebieten im äußersten Nordosten über subtropische im restlichen Norden und eine ausgedehnte gemäßigte Klimazone bis hin zu kalten Klimaregionen im Süden und in den Anden nahezu alle Klimazonen in einem Land vereint.

Der Nordwesten Argentiniens ist im Bereich der Anden trocken mit einer kurzen Regenzeit im Sommer. In ihr findet man die Hochwüste Puna, deren Westen zu den regenärmsten Gebieten der Welt zählt, sowie den steppenhaften, unfruchtbaren Monte am Fuß der Anden in den Provinzen Mendoza, San Juan und La Rioja. Eine Abweichung von dieser Regel sind die subtropischen Nebelwälder in den Provinzen Tucumán, Salta und Jujuy, die im Sommer extrem feucht, im Winter aber relativ trocken sind. Der Gran Chaco im zentralen Norden ist zwar etwas feuchter, seine Niederschläge konzentrieren sich jedoch ebenfalls auf den Sommer. Der Nordosten sowie die Pampa-Region sind das ganze Jahr über feucht, wobei die höchsten Niederschlagsmengen im subtropischen Regenwald der Provinz Misiones zu finden sind.

Im Süden (Patagonien) ist es umgekehrt: der Westen, die Anden, sind ständig feucht und von der Temperatur kühlgemäßigt, während der Osten, das patagonische Schichtstufenland, sehr trocken und halbwüstenhaft ist. In dieser Region bestimmt der regelmäßig alle ein bis zwei Wochen vom Südwesten her blasende Pampero-Wind das Klima. Ein Sonderfall ist das Klima in Feuerland, wo die Temperaturen in Sommer und Winter nur wenig auseinander liegen, jedoch insgesamt sehr kühl und die Niederschlagsmengen relativ hoch sind.

 

Flora und Fauna

Entsprechend den sehr unterschiedlichen Klimazonen Argentiniens variieren auch die Vegetation und die Tierwelt sehr stark. Insgesamt sind etwa zwölf Prozent der Landfläche bewaldet.

Flora

In den warmfeuchten tropischen und subtropischen Regenwäldern im Norden gedeihen tropische Pflanzen, wie Rosenhölzer (Dalbergia), Guajakholzbäume (Guaiacum officinale), Palisander (Jacaranda mimosifolia) und Quebracho-Bäume (Schinopsis lorentzii), aus denen Gerbsäure gewonnen wird, aber auch Palmen.

Der ebenfalls im Norden befindliche Gran Chaco verfügt über eine savannenartige Vegetation, welche von den Algarrobo-Bäumen (hauptsächlich Prosopis alba und Prosopis nigra) dominiert wird, Quebracho kommt auch vor.

Die Pampa ist geprägt von ausgedehnten Graslandschaften mit verschiedensten Gräsern. Von Eukalyptus (Eucalptus), amerikanischen Platanen (Platanus occidentalis) und Akazien (Acacia) abgesehen, finden sich hier keine Bäume; die ersteren beiden Gattungen sind nicht heimisch. Aufgrund des sehr feinen steinfreien Bodens ist eine landwirtschaftliche Bebauung gut möglich, so dass sich nur noch wenig ursprüngliche Vegetation erhalten hat.

Patagonien liegt schon im Schatten der Anden und ist eine karge und weitestgehend baumlose Landschaft. Hier herrschen wie in der Pampa auch die Gräser vor, die Vegetation ist aber den wesentlich trockeneren Gegebenheiten angepasst. Daneben findet man verschiedenste krautige Gewächse und Sträucher. Wegen des steinigen Boden ist Getreideanbau nicht möglich, stattdessen werden die Graslandschaften als Schafweide genutzt.

In den Vorgebirgen der Anden und auf Feuerland finden sich ausgedehnte Nadelwälder mit Fichten (Picea), Zypressen (Cypressus), Kiefern (Pinus), Zedern (Cedrus) und anderen Nutzhölzern. Nahe der chilenischen Grenze gibt es vereinzelte Gruppen von Scheinbuchen (Nothofagus). Die Baumgrenze liegt bei etwa 3 500 m. In den trockenen, nördlichen Hochlagen der Anden finden sich in den ariden Halbwüsten viele Kakteen (Cactaceae) und Dornsträucher.

Die Blüte des Ceibos (dt.: Hahnenkammbaum oder Korallenbaum) ist als so genannte „nationale Blume“ eines der Nationalsymbole.

 

Fauna

Im tropischen Norden ist die Tierwelt äußerst vielfältig. Hier kann man hauptsächlich verschiedene Affenarten, Jaguare, Pumas, Ozelots, Waschbären , Nasenbären, Ameisenbären, aber auch Tapire, Nabelschweine und Reptilien wie Schlangen und Alligatoren antreffen. Die Vogelwelt beherbergt im tropischen Norden Kolibris, Flamingos und Papageien. In den Flüssen sind neben vielen anderen Fischen auch Piranhas zu finden.

In der Pampa findet man Gürteltiere, Mähnenwölfe, Pampasfüchse, Pampaskatzen, Pampashirsche, Nandus, verschiedene Greifvögel wie Falken sowie Reiher.

In den kargen Gebieten der Anden trifft man auf die wilden Lamas, Guanakos und Vikunjas, sowie auf den Andenkondor. Raubtiere sind die Bergkatze, der Puma und der Andenschakal. An Salzseen finden sich häufig Zugvögel wie Flamingos.

In Patagonien und Feuerland ist das Tierleben artenärmer. Auch hier leben Pumas, Nandus und Guanakos; der Pudu ist ein kleiner Hirsch der südlichen Anden. Auf Feuerland nisten zudem Kormorane. Die patagonischen Küsten beherbergen Magellanpinguine und Kolonien von Südamerikanischen Seebären und Mähnenrobben.

Die Küstengewässer Argentiniens beherbergen unter anderem die zu den Grauwalen zu zählenden Südkapern, Orcas und Commerson-Delfine, daneben Seehechte, Sardinen, Makrelen und Dorados.

 

Bevölkerung

Argentinien hat eine Bevölkerung von etwa 36,3 Millionen Einwohnern (Zensus 2001, Quelle: [1] (http://www.indec.mecon.ar/)). Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 13 Einwohnern/km2.

Etwa 87 % der Bevölkerung leben in Städten von mehr als 2 000 Einwohnern, wovon allein 11,5 Millionen auf die Agglomeration Gran Buenos Aires entfallen. Diese hat eine Bevölkerungsdichte von 2 989 Einwohnern/km2.

Die Stadt und die gesamte Provinz Buenos Aires zusammen haben 16,6 Millionen, die Provinzen Córdoba und Santa Fe jeweils ca. 3 Millionen, so dass in diesen drei im zentralen Teil des Landes gelegenen Provinzen zusammen mehr als 60 % der Bevölkerung leben.Weite Teile des übrigen Landes sind dagegen sehr dünn besiedelt, vor allem im trockenen Süden, wo nur etwa ein bis drei Einwohner/km2 leben.

Nachfahren der Europäer

Mehr als 90 % der Bevölkerung stammen nach der offiziellen Statistik von eingewanderten Europäern ab, hiervon etwa 36 % von Italienern, circa 29 % von Spaniern und etwa 4-5 % von Deutschen. Nach neueren Berechnungen ist jedoch der Anteil von Mestizen höher als bisher angenommen. Dies kommt daher, dass die Mestizen früher unter einer starken Diskriminierung zu leiden hatten und sich daher als „Weiße“ ausgaben.

 

Indigene Bevölkerung

Eine Minderheit der Argentinier sind Nachkommen von insgesamt 30 Indianerstämmen, die vor dem Eintreffen der Spanier auf dem Landesterritorium lebten. Dies liegt einerseits daran, dass Argentinien vor der Kolonialzeit nur im Nordwesten dicht bevölkert war, zum anderen auch daran, dass die verbleibenden Indianer von den Spaniern und später von den Argentiniern weitgehend ausgerottet wurden. Genaue Zahlen sind derzeit nicht bekannt, die Zahl der Indianer wird vom staatlichen Indianerinstitut INADI auf etwa 1 Million, von Seiten der Indianerorganisationen wie der AIRA (Asociación de Indígenas de la República Argentina) jedoch auf mehr als 1,5 Millionen geschätzt. Genaue Zahlen werden 2004 in einem Sonderzensus ermittelt werden, bei dem die indigene Bevölkerung befragt werden soll.

Die größten Gruppen sind hierbei die Kollas in Jujuy und Salta, die Mapuche (Araukaner) in Neuquén und Río Negro sowie die Wichi und Toba im Chaco und in Formosa. Nur eine Minderheit der Indianer lebt in ihren angestammten Siedlungsgebieten, viele sind in die Großstädte übergesiedelt, wo sie oft unter ärmlichen Bedingungen als schlecht bezahlte Arbeiter leben. So gibt es in Rosario und Resistencia Viertel, die nur von Toba-Indianern bewohnt werden, das selbe gilt für Kollas in San Salvador de Jujuy und San Miguel de Tucumán. Seit den 80er Jahren erstarken innerhalb dieser Stämme Bewegungen, die traditionelle Kultur gezielt zu erhalten und verbreiten, etwa über Radiostationen und an Schulen.

Ausländer und Zuwanderung

Etwa vier Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Einwanderung gibt es heute vor allem aus den Nachbarländern Bolivien, Chile, Paraguay und Uruguay sowie aus dem südamerikanischen Staat Peru. Insgesamt kommen etwa 68 % der Einwanderer aus amerikanischen Staaten. Etwa zwei Prozent aller Einwanderer kommen aus Asien (hauptsächlich Koreaner).

Seit den 1990er Jahren findet man immer mehr so genannte ambientelle Migranten aus Europa, die hauptsächlich wegen der unberührten Natur hierher ziehen. Die Einwanderer aus Europa repräsentieren etwa 28 % der Ausländer.

 

Religion

Mehr als 90 % der Bevölkerung sind römisch-katholischen Glaubens. Im Nordwesten Argentiniens haben sich die christlichen Riten mit der Religion der Ureinwohner vermischt (Pachamama-Kult). Weitere bedeutende Minderheiten bilden Juden, Protestanten und Moslems (vor allem im Nordwesten).

 

Sprache

Alleinige Amtssprache ist in Argentinien Spanisch. Daneben existieren eine Reihe von mehr oder weniger bedeutenden Minderheitensprache, die von der indigenen Bevölkerung gesprochen werden. Die wichtigsten darunter sind das Quichua und das Guaraní, in manchen Gegenden wird aber auch noch Mapudungun gesprochen.

Die Aussprache des argentinischen Spanisch, das die Argentinier Castellano nennen, unterscheidet sich deutlich von der in Spanien und auch von der in anderen lateinamerikanischen Ländern üblichen. Der Buchstabe ll wird wie das deutsche sch ausgesprochen (also auch „Castescháno“), ebenso zwischen Vokalen der Buchstabe y. Der Buchstabe z wird immer wie ein stimmloses s ausgesprochen, das gleiche trifft auf das c vor e und i zu. Des weiteren herrscht in Argentinien der voseo vor, d.h. anstatt des Personalpronomens tu für die 2. Person Singular wird vos verwendet. Die Verben werden dabei anders konjugiert (im Präsens immer endbetont und mit abweichenden Imperativformen). Weiterhin wird die 2. Person Plural vosotros auch in informeller Sprache durch die 3. Person Plural ustedes ersetzt, die im europäischen Spanisch nur die Höflichkeitsform ist. Darüber hinaus gibt es eine Reihe lexikalischer Abweichungen.

Während die Nachfahren der italienischen Einwanderer in Argentinien die Sprache ihrer Vorfahren aufgegeben haben, wird von den Nachfahren der deutschsprachigen und englischsprachigen Einwanderer teilweise noch die Sprache ihrer Vorfahren gepflegt. So gibt es Stadtviertel im Großraum Buenos Aires, wo man noch sehr viel Deutsch hört. In der Provinz Córdoba gibt es eine relativ große Kolonie von Überlebenden der Graf Spee, die sich in Villa General Belgrano niederließen, wo heute noch teilweise Deutsch gesprochen wird.

 

Soziale Situation

Die soziale Situation des Landes ist in mehrerer Hinsicht durch eine starke Ungleichheit gekennzeichnet. So gibt es einerseits ein sehr großes Wohlstandsgefälle zwischen Ober- und Unterklasse. So gehören die argentinischen Top-Manager-Gehälter zu den höchsten der Welt, während die ärmsten 40 % sich mit nur zehn Prozent des gesamten Volkseinkommens zufrieden geben müssen.

Aber auch die Unterschiede zwischen den Regionen Argentiniens sind groß. So liegt etwa die Armutsrate in der Hauptstadt Buenos Aires mit weniger als 25 % nur etwas mehr als halb so hoch wie im Landesdurchschnitt (40 %), während sie in der Provinz Formosa bei etwa 65 % liegt. Eine Durchschnittsfamilie benötigte Anfang 2005 etwa 773 $ um nicht unter der Armutslinie zu fallen. Generell kann man sagen, dass die nördlichen Provinzen, besonders die Provinz Tucumán und der Nordosten (Chaco, Formosa, Santiago del Estero) am stärksten von Armut und Unterernährung betroffen sind. Verschärft wird diese Situation durch das relativ schnelle Bevölkerungswachstum in dieser Region. Als relativ reich dagegen gelten die zentralen Provinzen (Buenos Aires, Santa Fe, Córdoba, San Luis und Mendoza), aber auch der äußerste Süden (Santa Cruz und Tierra del Fuego).

Es sind neben den grenznahen Gegenden (beispielsweise Jujuy und Formosa) allerdings vor allem die reichen Zentralprovinzen, die am stärksten mit der städtischen Armut und damit mit der Slumbildung zu kämpfen haben. Die Zuwanderung aus den ärmeren Nachbarländern Peru, Bolivien und Paraguay sowie die Binnenwanderung aus abgelegenen Gegenden des Landesinneren sind trotz einer Abschwächung in den 1990er Jahren immer noch ein großes Problem in den Großstädten, die die Zahl der Slumbewohner trotz ehrgeiziger sozialer Wohnungsprogramme weiterhin anwachsen lässt. So liegt beispielsweise in Rosario der Anteil der Slumbewohner an der Gesamtbevölkerung bei über 15 %. Zudem kam Zuwachs für die Slums auch von den so genannten Neu-Armen, besonders in den wirtschaftlich kritischen Jahren 1989/1990, 1995 sowie zwischen 1998 und 2002.

 

 

Geschichte

Man nimmt an, dass die „Entdeckung“ des heutigen Argentiniens durch den Menschen etwa 10000 v.Chr. von Nordamerika aus erfolgte.

Die im Pampa-Raum des heutigen Argentinien ansässigen Stämme (Querandíes, Tehuelches) waren bis zum Eintreffen der Spanier nicht sesshaft und besaßen auch keine nennenswert entwickelte Technologie. Die Stämme im Nordwesten des Landes hingegen (z. B. die Quilmes) praktizierten etwa ab der Zeit des frühen Mittelalters in Europa Land- und Viehwirtschaft und waren vor allem auf dem Gebiet der Architektur weit fortgeschritten.

Im 13. und 14. Jahrhundert expandierte das Inka-Reich stark nach Süden und umfasste um 1450 weite Teile des Nordwestens Argentiniens bis in den Norden der heutigen Provinz Mendoza.

Die Europäer erreichten die Region erstmals mit der Reise Amerigo Vespuccis 1502. Das heutige Argentinien wurde im 16. Jahrhundert von den Spaniern aus zwei Richtungen kolonisiert: Von Peru aus nahmen sie die nordwestlichen Teile des Landes in Besitz, während andererseits vom Atlantik aus spanische Niederlassungen am Stromsystem des Río de la Plata gegründet wurden, darunter Buenos Aires, wo sich die Spanier im Jahre 1580 auf Dauer etablieren konnten, nachdem ein erster Versuch zur Gründung einer spanischen Siedlung dort im Jahre 1536 am Widerstand der indigenen Bewohner der Pampa gescheitert war. Die weiter südlich gelegenen Gebiete des heutigen Argentinien wurden zwar theoretisch auch von Spanien beansprucht, blieben aber in der Kolonialzeit faktisch außerhalb der spanischen Herrschaftssphäre.

Administrativ war das heutige Argentinien zunächst Teil des Vizekönigreichs Peru, welches Südamerika mit Ausnahme der portugiesischen Einflusssphäre umfasste. Im Jahre 1776 wurde von diesem das Vizekönigreich des Río de la Plata mit Hauptstadt Buenos Aires abgespalten, welches neben Argentinien noch das heutige Bolivien, Paraguay und Uruguay umfasste.

Die unter dem Eindruck der Französischen Revolution am 25. Mai 1810 in Buenos Aires erklärte Unabhängigkeit hatte nur lokale Wirkung. Die Unabhängigkeit erlangte das Land schließlich nach einem Befreiungskrieg gegen die Spanier am 9. Juli 1816. Wie zuvor Paraguay im Jahre 1811, spalteten sich dann auch 1825 Bolivien und 1828 Uruguay von den damaligen Vereinigten Provinzen des Río de la Plata ab.

Zwischen 1816 und 1880 war die Entwicklung Argentiniens von Diktaturen (etwa unter Juan Manuel de Rosas) und Bürgerkriegen geprägt.

Die Jahre von 1880 bis 1912 waren von der Einwanderung vor allem von Italienern und Spaniern geprägt, die sich in den Städten und in so genannten „Kolonien“ auf dem Land ansiedelten. Politisch ist diese Zeit als Scheindemokratie zu bezeichnen, denn die Regierung Julio Rocas und die folgenden Regierungen waren oligarchisch ausgerichtet, mit großem Einfluss der Großgrundbesitzer. Dem Gros der Bevölkerung wurde durch ein ausgeklügeltes Wahlbetrugs-System die politischen Rechte vorenthalten; auch die Einwanderer hatten kein Stimmrecht.

Ab 1893 verschärfen sich die Grenzprobleme mit Chile, nachdem Bolivien einen Teil der Puna de Atacama an Argentinien abgetreten ab. Diese war seit dem Salpeterkrieg von Chile besetzt. Zwischen Chile und Argentinien kommt es zu einem Wettrüsten. Erst der britische König Edward VII. kann 1902 den Grenzstreit schlichten. Patagonien und Feuerland werden neu aufgeteilt, davon fallen 54000 km² an Chile und 40000 km² an Argentinien.

Zwischen 1912 und 1946 wechselten sich demokratische Regierungen und Militärdiktaturen ab. Vor allem die 1930er Jahre werden heute als década infame, als berüchtigtes Jahrzehnt bezeichnet, in dem die Demokratie nur auf dem Papier existierte und Wahlbetrug an der Tagesordnung war. Im Laufe der ersten Hälfte der 1940er Jahre gelang es dem jungen Offizier Juan Domingo Perón, sich trickreich an die Macht zu manövrieren. Er belegte zunächst unter den Militärs das Arbeitsministerium und wurde wegen seiner weit reichenden Zugeständnisse an die Gewerkschaften schnell zu einem Volksheld in der Arbeiterklasse. Im Jahre 1946 wurde er zum Präsidenten gewählt.

Im Zweiten Weltkrieg war Argentinien offiziell neutral. Es sympathisierte zunächst mit den Achsenmächten, unterstützte gegen Kriegsende jedoch die Alliierten. Während des Krieges war Argentinien Zielland von Flüchtlingen aus Europa; nach dem Krieg fanden in Argentinien ebenso wie in anderen Staaten Lateinamerikas zahlreiche Nazis Unterschlupf. Unter Perón, der mit faschistischem Gedankengut sympathisierte, verfolgte Argentinien das Ziel, in seinem Land einen Spezialdienst für den antikommunistischen Kampf aufzubauen und konnte die Nazi-Führungskräfte dafür gut brauchen. Unter den prominentesten Nazi-Kriegsverbrechern in Argentinien waren Adolf Eichmann, der am 23. Mai 1960 vom Mossad entführt und in Israel zum Tode verurteilt wurde, Josef Mengele, Arzt des Konzentrationslagers Auschwitz, sowie Walter Rauff, der im Zweiten Weltkrieg mitverantwortlich war für den Einsatz fahrbarer Gaskammern, mit denen die Häftlinge aus Konzentrationslagern ermordet wurden. Über so genannte Schlüsselfirmen wurden auch hohe Vermögenswerte der Nazis nach Argentinien verschoben.

Ab der ersten Regierungszeit von Juan Domingo Perón (1946 - 1955) wurde das vorher von der Landwirtschaft geprägte Land industrialisiert; Argentinien verzeichnete in der Folgezeit wirtschaftliche Höhen und Tiefen im Wechsel. Zwischen 1955 und 1983 gab es eine Epoche der Instabilität, in der abwechselnd zivile und Militär-Regierungen das Land in der Hand hatten.

Die zweite Amtszeit Peróns von Oktober 1973 bis zu seinem Tod am 1. Juli 1974 brachte nur eine geringfügige Beruhigung in die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Argentiniens. Nach seinem Tod wurde seine dritte Ehefrau, Isabel Perón (genannt „Isabelita“), die er zur Vizepräsidentin gemacht hatte, auf Betreiben der peronistischen Partei als Präsidentin eingesetzt. Diese, eine ehemalige Nachtclubtänzerin, war mit diesem Amt völlig überfordert und diente den hinter ihr stehenden politischen Machthabern lediglich als Marionette. Die darauf folgende Zeit war geprägt von Unruhen, wildem Streik („huelga“) und von den Gewerkschaften angeordnetem Stillstand des öffentlichen Lebens („paro general“ = Generalstreik), die von einer Minute auf die andere die Hauptstadt überzogen. Oppositionelle sowie Kritiker, die den Machthabern unbequem erschienen, verschwanden, teilweise für immer. Kriminelle Gruppierungen machten sich das Chaos zunutze, für ihre eigenen Interessen Entführungen und andere Verbrechen zu begehen. Die Entführung des für Mercedes-Benz den Standort Argentinien betreuenden Produktionsleiters Heinrich Metz im Oktober 1975 (er kam später für ein Lösegeld in Höhe von mehreren Millionen US-Dollar wieder frei), löste eine Fluchtwelle unter den für deutsche Firmen in Argentinien tätigen Immigranten aus.

Im Jahr 1976 kam es zum Umsturz der Regierung und es installierte sich unter der Führung von Jorge Rafael Videla eine Militärdiktatur (Junta). Von da an verschwanden noch mehr Menschen, die genaue Zahl ist nicht bekannt und wird auf bis zu 30.000 Opfer geschätzt. Unter den „desaparecidos“ (Verschwundenen) befanden sich auch zahlreiche Studenten, deren Mütter sich zusammenschlossen, um vor dem Regierungsgebäude - der „Casa Rosada“ - ungeachtet ihrer Selbstgefährdung zu demonstrieren und damit in die Geschichte eingingen. Ziel der „Madres de la Plaza de Mayo“ („Mütter des Plaza de Mayo“, [3] (http://www.madres.org/)) war und ist es, Kenntnis über den Verbleib ihrer Kinder zu erhalten. Mittlerweile gibt es auch eine Organisation „Abuelas de la Plaza de Mayo“ („Großmütter des Plaza de Mayo“, [4] (http://www.abuelas.org.ar/)), deren Zweck es ist, die in der Gefangenschaft geborenen und illegal zur Adoption frei gegebenen Kinder der Verschwundenen in ihre Familie zurückzuführen. In späteren Gerichtsverfahren gegen verantwortliche Militärs, die nur mit Mühe durchgesetzt werden konnten, wurde bekannt, dass sich die militärischen Machthaber zahlreicher Menschen auf grausame Weise entledigt hatten: Die Opfer wurden betäubt und über dem Atlantik aus dem Flugzeug geworfen.

Im Dezember 1978 kam es zu kriegerischen Drohungen zwischen Argentinien und Chile. Die Inseln Lennox, Picton und Nueva im Beagle-Kanal wurden zum Streitpunkt. Insbesondere da in der Gegend größere Öl-Reserven vermutet wurden. Der Streit wurde erst durch Vermittlung des Heiligen Stuhls mit einem Grenzvertrag am 16. Dezember 1988 friedlich beigelegt.

Im April 1982 trat Argentinien unter dem neuen Junta-Chef Leopoldo Galtieri mit Großbritannien in den Krieg ein. Es ging um die Argentinien vorgelagerten Falklandinseln (in Argentinien als „Islas Malvinas“ bezeichnet), die nach argentinischer Rechtsauffassung zum eigenen Staatsgebiet gehören, jedoch von Großbritannien verwaltet werden. Die Invasion argentinischer Soldaten wurde von den Streitkräften des Vereinigten Königreichs mit Luftangriffen, einem Seekrieg und einer Landeoperation erfolgreich revidiert. Argentinien kapitulierte am 14. Juni 1982.

1983 kehrte das Land zur Demokratie zurück. Der erste Präsident dieser Epoche war Raúl Alfonsín (UCR), der jedoch 1989 infolge einer schweren Wirtschaftskrise vorzeitig zurücktrat. Die Peronistische Partei kam mit Carlos Menem wieder an die Macht. Die neoliberale Wirtschaftspolitik Menems und die 1:1-Bindung des Argentinischen Peso an den US-Dollar war während seiner ersten Amtszeit äußerst erfolgreich und konnte das Land stabilisieren. Während seiner zweiten Amtszeit machten sich aber immer mehr die negativen Seiten dieser Wirtschaftspolitik bemerkbar.

Zwischen 1998 und 2002 fiel daher das Land erneut in eine schwere Wirtschaftskrise, in der die Wirtschaftskraft um 20 % zurückging. 1999 wurde die Regierung Menem durch eine Mitte-Links-Koalition mit dem Präsidentschaftskandidaten Fernando de la Rúa abgelöst. De la Rúa konnte aber die verfahrene wirtschaftliche Situation, die sein Vorgänger hinterließ, nicht schnell und nachhaltig verbessern. Das zögerliche Handeln des Präsidenten, Streitereien innerhalb der Koalition und eine starke außerparlamentarische Opposition durch die Gewerkschaften, die traditionell den Peronisten nahe stehen, schwächten De la Rúa zunehmend. Dies gipfelte Ende 2001 nach starken Unruhen und Plünderungen im Rücktritt von Präsident Fernando de la Rúa.

In der Folge gab es mehrere peronistische Interimspräsidenten. Im Mai 2003 wurde nach einer sehr chaotisch verlaufenden Präsidentschaftswahl Néstor Kirchner zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Er gehört eher dem linken Flügel der peronistischen Partei an. Trotz seines niedrigen Wahlergebnisses ist Kirchner jedoch zur Zeit in der Bevölkerung sehr beliebt, weil er fällige Reformen angeht, die die Situation des Landes auf allen (auch auf sozialen) Gebieten verbessern könnten. Derzeit ist die Wirtschaft auf Erholungskurs: 2003 verbuchte Argentinien ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Höhe von +8,7 % gegenüber -10,9 % im Jahr 2002 (Quelle: [5] (http://www.indec.gov.ar)). Kritiker werfen jedoch Kirchner vor, nicht gegen die omnipräsenten Gruppen von arbeitslosen Straßenblockierern („Piqueteros“) vorzugehen, die oft illegal Straßenzölle erheben und den Binnenhandel lähmen.

Politik

Nach der Verfassung von 1994 ist Argentinien eine föderalistische, republikanische Präsidialdemokratie.

Der Präsident ist das Oberhaupt des Staates und hat eine sehr starke Stellung (unter anderem die Möglichkeit per Dekret zu regieren). Er wird alle vier Jahre (früher: alle fünf Jahre) in zwei Wahlgängen direkt gewählt, wobei der siegreiche Kandidat 45 oder mehr Prozent erreichen muss, um in der ersten Runde zu gewinnen, beziehungsweise zehn Prozentpunkte Vorsprung vor dem Zweitplatzierten haben muss. Dieselbe Person kann höchstens während zwei aufeinander folgenden Perioden Präsident sein, kann aber nach Ablauf von vier Jahren wieder für das Amt kandidieren.

Die Legislative (Abgeordnetenkammer und Senat) wird in allen Provinzen zu anderen Zeitpunkten nach Mehrheitswahlrecht gewählt. Die Anzahl der Abgeordneten der Abgeordnetenkammer beläuft sich auf einen Abgeordneten pro 33 000 Einwohner. Die Abgeordneten werden für vier Jahre gewählt, allerdings jeweils die Hälfte der Abgeordneten alle zwei Jahre. Die Anzahl der Senatoren beträgt drei je Provinz und drei für die autonome Stadt Buenos Aires. Es wird nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt; zwei Senatorensitze erhält die Partei mit den meisten Stimmen, einen Sitz die Partei mit den zweitmeisten Stimmen. Die Senatoren werden für einen Zeitraum von sechs Jahren gewählt, alle zwei Jahre wird ein Drittel der Senatoren gewählt.

Wichtigste Partei ist die aus der peronistischen Bewegung hervorgegangene PJ (Partido Justicialista) (auf deutsch meist: peronistische Partei genannt), dahinter folgen mit heute weitem Abstand UCR (Unión Cívica Radical) und FrePaSo (Frente del País Solidario) (Linkspartei) sowie die neueren Parteien ARI (sozialdemokratisch) und Recrear (liberal-konservativ). Die bekanntesten Linksparteien sind Izquierda Unida und der Partido Socialista. Das europäische Rechts-Links-Schema lässt sich in Argentinien nicht anwenden, da viele Parteien, besonders die dominierende peronistische Partei, häufig ihre Ausrichtung ändern.

Seit Ende der 90er Jahre finden die hauptsächlichen Debatten zwischen den Flügeln des PJ statt, die ideologisch sehr verschieden sind. Die Flügel werden meist mit dem Namen ihrer führenden Persönlichkeit bezeichnet. Der momentan herrschende Kirchnerismus ist sozialdemokratisch orientiert, während der in den 1990er Jahren dominierende Menemismus neoliberal eingestellt war. Ein weiterer wichtiger Flügel ist der in der Provinz Buenos Aires regierende, bisher mit dem Kirchnerismus alliierte Duhaldismus. Allerdings nahm der Kopf dieser Bewegung, Eduardo Duhalde öffentlich Carlos Menem in Schutz, der sich einer Gerichtsvorladung entzieht und daher polizeilich gesucht wird, was zu einem offenen Streit zwischen ihm und Néstor Kirchner führte. Die beiden ehemals verbündeten Flügel sind daher zurzeit verfeindet.

Seit der Wirtschaftskrise ist die Debatte um eine politische Reform aufgekommen, da das heutige System vor allem für die Wähler sehr undurchsichtig ist und sowohl Personenkult als auch Korruption begünstigt.

So werden beispielsweise die Wahlen zum Senat und dem Repräsentantenhaus meist gemeinsam mit Bürgermeisterwahlen ausgetragen, was aufgrund der so genannten Listas Sabanas zu Verzerrungen führt. Das liegt an der Tatsache, dass in Argentinien keine Kreuze auf Stimmzettel gemacht werden, sondern jede Partei ihren eigenen Stimmzettel (Lista Sabana) hat und man seine Stimme durch die richtige Auswahl des Stimmzettels abgibt. Man kann aber bei vielen gleichzeitigen Wahlen die Stimmen aufteilen (eine Stimme für den Präsidenten, eine für den Senator, eine Stimme für den Abgeordneten der Repräsentantenkammer, etc.). In diesem Falle muss man, wenn man Kandidaten verschiedener Parteien wählen möchte, die Stimmzettel auseinander schneiden und nur die entsprechenden Abschnitte in die Urne werfen. Dies machen aber wenige, was dann eben bei Häufung von Wahlen am gleichen Tag zu Verzerrungen führt. Listas Sabanas (deutsch etwa: Betttuch(große)-Listen) heißen die Stimmzettel, weil sie oft sehr groß sind.

Die jeweiligen Mehrheitsverhältnisse in der Legislative werden zudem kaum publik gemacht, was auch daran liegt, dass die Zusammensetzung sich jedes Jahr ändert.

 

Provinzen

Die Provinzen (spanisch provincias, Einzahl: provincia) sind die Gliedstaaten des argentinischen Bundesstaates. Sie haben jeweils eine eigene Provinzverfassung, eine Provinzregierung unter Leitung eines direkt gewählten Gouverneurs (gobernador) und ein Parlament. Die Provinzen sind wiederum administrativ in Departamentos untergliedert.

Argentinien hat 23 Provinzen. Die Hauptstadt Buenos Aires bildet einen Bundesdistrikt (Distrito Federal).

 

Regionen

Seit Ende der 1990er Jahre haben sich die Provinzen Argentiniens mit Ausnahme der Provinz Buenos Aires zu Regionen zusammengeschlossen, mit dem Ziel, die Wirtschafts-, Infrastruktur- und Entwicklungspolitik untereinander abzustimmen und Gegengewichte zur dominierenden Stellung des Großraumes Buenos Aires zu bilden. Diese Regionen sind allerdings bisher keine offiziellen Gliedstaaten, sondern reine Interessengemeinschaften, sie haben also keinerlei offizielle politische Organe.

Folgende Regionen gibt es in Argentinien:

  • Región Centro: Provinzen Córdoba, Entre Ríos und Santa Fe
  • Región Cuyo: Provinzen Mendoza, San Juan und San Luis
  • Región Noreste Argentino (auch NEA): Provinzen Chaco, Corrientes, Formosa und Misiones
  • Región Noroeste Argentino (auch NOA): Provinzen Catamarca, Jujuy, La Rioja, Salta, Santiago del Estero und Tucumán
  • Región Patagonia Argentina: Provinzen Chubut, La Pampa, Neuquén, Río Negro, Santa Cruz und Tierra del Fuego

 

Infrastruktur

 

Verkehrsnetze

 

Schienenverkehr

Das Eisenbahnsystem in Argentinien hat am 29. August 1857 mit der ersten Fahrt eines Zuges seinen Anfang genommen und wurde relativ zügig ausgebaut. Hierfür wurden hauptsächlich englische Ingenieure und Firmen beauftragt. Das Eisenbahnsystem bestand aus mehreren unabhängigen privaten Firmen die 1948 verstaatlicht wurden. Ab 1992 wurde unter der Regierung von Carlos Menem begonnen, die Eisenbahngesellschaften wieder zu privatisieren. Das argentinische Schienennetz hat eine Länge von etwa 28.300 Kilometern in drei verschiedenen Spurweiten. Zwei Eisenbahnstrecken verbinden Argentinien mit Chile, weitere Strecken haben Verbindung mit Bolivien, Paraguay, Uruguay und Brasilien. Allerdings werden immer mehr Strecken stillgelegt, verfallen und werden nicht wieder in Stand gesetzt oder werden nur noch für den Gütertransport verwendet. Der Personentransport per Eisenbahn spielt generell nur noch im Großraum Buenos Aires für die Pendler ein Rolle. Bahnfernverbindungen gibt es noch bzw. wieder von Buenos Aires nach San Miguel de Tucumán, nach Santa Fe und nach Posadas. Die Züge benötigen für die gleiche Strecke jedoch wesentlich länger als Fernreisebusse. Darüber hinaus gibt es einige interessante, touristische Züge, z.B. den Tren a las Nubes in der Provinz Salta, die Tronchita-Schmalspurbahn sowie den Tren del Fin del Mundo in Patagonien.

Straßenverkehr

Die Rolle der Eisenbahn für den Personentransport wurde weitestgehend von modernen, klimatisierten Reisebussen übernommen. Es kann praktisch jeder Punkt des Landes mit dem Reisebus erreicht werden und so sind die Busbahnhöfe heute neben den Flughäfen die wichtigsten Infrastruktureinrichtungen.

Das Straßennetz hat eine Gesamtlänge von etwa 215.000 km. Die Qualität der Straßen variiert relativ stark. Von mehrspurigen Autobahnen über gute und weniger gute Nationalstraßen kann man bis zur Schotter- oder Erdpiste alles finden. Dennoch sind etwa 81% aller Straßen asphaltiert und die großen Wirtschaftszentren sind mit sehr guten Straßen verbunden, die meist durch Mautgebühren von privaten Firmen gebaut und in Stand gehalten werden.

Flugverkehr

Die ehemals staatliche Fluggesellschaft Aerolíneas Argentinas wurde 1990 privatisiert und deckt nur noch wenige internationale Strecken ab. Im Inlandsverkehr hat Aerolíneas einen relativ hohen Anteil, es gibt aber noch einige weitere Inlandsfluggesellschaften.

Aufgrund der großen Distanzen verfügt fast jede größere Stadt in Argentinien über einen Flughafen. Buenos Aires besitzt sogar zwei Passagier-Flughäfen: Über den Flughafen Ezeiza (EZE) werden fast ausschließlich internationale Flüge abgewickelt. Er wird von allen großen europäischen und nordamerikanischen Fluggesellschaften angeflogen. Darüber hinaus gibt es einen Stadtflughafen (Aeroparque Jorge Newbery, AEP), der fast ausschließlich für Inlandsflüge genutzt wird.

Schiffsverkehr

Ungefähr 3.100 km der Wasserwege sind schiffbar. Besonders wichtig ist hierbei der Río de la Plata mit seinen Oberläufen Río Paraná und Río Uruguay.

Telekommunikation und Post

Die staatliche Telekommunikationsgesellschaft ENTEL wurde 1990 privatisiert und an zwei ausländische Firmen (Telefónica (Spanien) und Telecom (Frankreich, heute in der Hand von Telecom Italia)) verkauft, die sich das Land aufteilten. Seitdem hat die Zahl der Telefonanschlüsse je Einwohner rasant zugenommen, den nach der Privatisierung betrug die Einrichtungsgebühr für einen Telefonanschluss mit 100 US$ nur noch ein Zehntel der früheren Gebühr und auch die Wartezeit auf einen Anschluss hatte sich wesentlich verringert. Heute gibt es etwa 21 Festanschlüsse je 100 Einwohner oder ca. 7,5 Millionen Anschlüsse. Darüber hinaus gibt es etwa 3 Millionen Mobiltelefonanschlüsse.

Das Internet ist in Argentinien sehr verbreitet, wird aber aufgrund der hohen Kosten von sehr vielen Privatleuten nur in so genannten Telecentros oder Locutorios und in Internetcafés genutzt. Wohlhabendere Menschen und Firmen nutzen heute häufig Internet via DSL oder Kabel.

Auch der Postdienst wurde privatisiert. Die Bedingungen der Konzession wurde aber nicht eingehalten und so versucht man gerade den Postdienst neu zu vergeben. Neben der größten Firma Correo Argentino, die aus dem staatlichen Postdienst hervorging, gibt es noch mehrere kleinere Postdienste, wie z.B. OCA und Andreani.

 

Wirtschaft

Argentinien ist eine gelenkte Volkswirtschaft, die in den letzten Jahren zunehmend dereguliert und privatisiert wurde.

Geschichte der Wirtschaftspolitik

Die argentinische Wirtschaft ist traditionell durch die Landwirtschaft geprägt. Bis in die 1950er Jahre wurden fast ausschließlich Agrargüter exportiert. Erst danach setze eine Industrialisierung nennenswerten Umfanges ein. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde jedoch von den verschiedenen Regierungen nach unterschiedlichen, teilweise widersprüchlichen Vorgaben reglementiert. Es entstand, vor allem unter dem Einfluss des Peronismus, ein breiter staatlich kontrollierter Sektor in Industrie, Handel und Dienstleistung. Korruption war und ist ein diesen Sektor durchziehendes Übel. Dennoch hat Argentinien das Wohlstandsniveau der 50er Jahre nie wieder erreicht.

1976 leitete die Militärdiktatur eine drastische Kehrtwende hin zum Neoliberalismus ein. Dies fügte vor allem der heimischen Industrie einen starken Schaden zu, während die Spekulation ausartete und die damalige Währung, der Peso Ley, mehrmals abgewertet werden musste. Es waren vor allem die wirtschaftlichen Probleme, die die Militärregierung auf die Idee brachte, den Falklandkrieg zu starten.

Nach der Rückkehr zur Demokratie 1983 erwies sich die Hyperinflation als eines der größten wirtschaftlichen Probleme des Landes. Der 1989 gewählte Präsident Carlos Menem führte daraufhin die 1:1-Bindung des Argentinischen Peso an den US-Dollar ein. Dies führte fast schlagartig zu einem Ende der Inflation und zu einem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auf längere Sicht hatte sie aber zur Folge, dass argentinische Produkte auf dem Weltmarkt teurer und Importware im Inland billiger wurden. Zahlreiche argentinische Produktionsbetriebe mussten schließen. Es kam zu einem schnell zunehmenden Ungleichgewicht zwischen dem (offiziellen) Wechselkurs der Währung und ihrer inneren Werthaltigkeit. Kapitalflucht setzte ein und das ohnehin hoch verschuldete Land musste immer neue Kredite im Ausland aufnehmen, um alte Verbindlichkeiten bezahlen zu können und Devisen für dringende Importe bereitstellen zu können. Gelegentlich wurden sogar Staatbedienstete nicht mehr mit Geld, sondern mit Schuldverschreibungen bezahlt und Geschäftsleute wurden gesetzlich verpflichtet, derartige Papiere an Zahlung statt anzunehmen. Anfangs wurde dies noch durch private Kapitalzuflüsse ausländischer Investoren überlagert, die sich in argentinische Unternehmen, besonders im Zuge der von Carlos Menem eingeleiteten Privatisierung von Staatsbetrieben, einkauften. Doch schließlich hatte die Verschuldung soweit zugenommen und die Wirtschaftsleistung soweit abgenommen, dass Ende 2001 nach schweren Unruhen der Präsident Fernando de la Rúa zurücktrat. Die folgende Regierung gab die Einstellung der Zahlungen auf Tilgung und Zinsen, also den Staatsbankrott, bekannt. Wegen fehlender Unterstützung der Partei trat der übergangsweise angetretene Präsident Adolfo Rodríguez Saá schon nach fünf Tagen wieder zurück, es folgte der Peronist Eduardo Duhalde.

Der IWF versorgte nach einer langen Verhandlung Mitte 2002, mit politischer Unterstützung der wichtigsten Industrienationen, Argentinien im Rahmen verschiedener Interimsabkommen mit frischem Geld. Damit konnte die argentinische Wirtschaft, vor allem weil nun Mittelabflüsse durch Kreditrückzahlungen nicht mehr stattfanden und wegen des nun deutlich billigeren Peso (3,5 bis 4 Argentinische Peso je US-Dollar), bereits im Jahr 2003 ein beachtliches Wachstum verzeichnen. Allerdings wurde im März 2004 die Rückzahlung einer Rate von 3,1 Mrd. US-Dollar (etwa 2,5 Mrd. Euro) für einen im Rahmen der o.a. Interimsabkommen gewährten IWF-Kredite fällig. Erst unmittelbar vor dem letztmöglichen Termin wurde die Zahlung angewiesen. Vorausgegangen war ein mehrwöchiger Verhandlungspoker. Die argentinische Regierung wollte dabei erreichen, dass ein Bericht des IWF über die Bemühungen des Landes im Hinblick auf die Wiedergewinnung wirtschaftlicher Solidität, möglichst positiv ausfällt. Die galt als Voraussetzung für eine weitere Kreditgewährung durch den IWF. Dies hat die Regierung anscheinend geschafft, so dass nun gute Chancen bestehen, dass die nun zurückgezahlten Milliarden schon bald im Rahmen eines neuen Kreditabkommens an Argentinien zurückfließen. Über die Behandlung der Forderungen von privaten Gläubigern Argentiniens wurde bislang aber noch keine Einigung erzielt. Dies belastet weiterhin die Handelsbeziehungen des Landes.

Es ist umstritten, ob Argentinien die Voraussetzungen des IWF für die weitere Vergabe von Kredite erfüllt. Die Auflage, in „guten Glauben“ mit den privaten Gläubigern zu verhandeln, ist durch die argentinische Regierung nie erfüllt worden. Statt dessen fordert Argentinien einen Kapitalschnitt, der auf 75% Barwertverlust hinausläuft. Es laufen Klagen gegen Argentinien und den IWF vor dem Bundesverfassungsgericht mit dem Ziel der vollständigen Rückzahlung des geliehenen Geldes. Eine deutsche Gläubigerorganisation ist die Interessengemeinschaft Argentinien e.V..

Anfang 2005 hat die Regierung Verhandlungen mit den Inhabern argentinischer Staatspapiere zur Annahme eines Umschuldungsplanes aufgenommen. Dieser Plan beinhaltet neben einem erheblichen Kapitalschnitt die zeitliche Streckung der Verbindlichkeiten sowie eine Reduzierung des Zinses. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt (29. Jan. 2004) wurde bzw. wird ausschließlich mit privaten Gläubigern bzw. ihren Interessenvertretungen verhandelt. Herbei war bislang bei inländischen Gläubigern eine deutliche Bereitschaft, das Umschuldungsangebot zu akzeptieren, erkennbar. Bei ausländischen Gläubigern stoßen die Vorschläge jedoch noch auf harten Widerstand. Um dem IWF gegenüber zu dokumentieren, dass die Umschuldung gelungen ist, wird ein Zustimmungsquote von mehr als 2/3 des notleidenden Kapitals vorausgesetzt. Dies wird mit den gegenwärtigen Verhandlungen nicht erreichbar sein. Sie gelten jedoch als ein wichtiger Test, bevor im März die Verhandlungen mit den institutionellen Gläubigern aufgenommen werden, in deren Händen sich die größeren Teile des im Default befindlichen Bondkapitals befinden.

Bruttoinlandsprodukt

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2003 376,2 Milliarden Arg$, dies entsprach etwa 103 Milliarden Euro. Davon entfielen etwa 43% auf die Produktion von Waren und etwa 51% auf die Erbringung von Dienstleistungen. Den größten Anteil am BIP hatten dabei die produzierende Industrie mit 22%, die Landwirtschaft mit 10%, der Groß- und Einzelhandel mit 11% sowie die Vermietung von Gebäuden und Grundstücken mit ebenfalls 11%. (Quelle: [11] (http://www.indec.gov.ar))

 

Staatsverschuldung

 

Während der 1990er Jahren galt Argentinien als ein positives Beispiel für finanzielle Stabilität und erfolgreiche Marktreformen. Dies änderte sich mit der Argentinien-Krise und der Interimspräsident Adolfo Rodríguez Saá erklärte den Default (Staatsbankrott). Im Jahre 2002 betrug die Staatsverschuldung Argentiniens 142 Mrd. US-Dollar (Quelle: CIA Factbook 2004: [13] (http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/ar.html)).

 

Seit 1985 gehört Argentinien ununterbrochen zu den Top-5-Kreditnehmern des Internationalen Währungsfonds (Quelle: [14] (http://www.imf.org/external/np/tre/risk/2004/020304.pdf), S.5)

Inflationsrate

Argentinien war in der 1980er Jahren bekannt als ein Land mit einer sehr hohen Inflationsrate. Diese verstärkte sich ab Beginn der Redemokratisierung 1983 zunehmend zu einer Hyperinflation, deren Höhepunkt 1989 erreicht wurde. Im gleichen Jahr wurde unter der Regierung von Carlos Menem und seinem Wirtschaftsminister Domingo Cavallo die 1:1-Bindung des argentinischen Peso an den US-Dollar beschlossen. Diese Maßnahme konnte die Inflationsrate in der Folge relativ rasch auf „normale“ Werte drücken. Im Zeitraum zwischen 1994 und 1998 gab es keine nennswerte Inflationsrate. Ab 1999 drehte die beginnende Wirtschaftskrise die Inflationsrate sogar in den deflationären Bereich. Mit der Argentinien-Krise, die um den Jahreswechsel 2001/2002 ihren Höhepunkt erreichte und mit der Erklärung des Default und einer Abwertung gegenüber dem Dollar verbunden war, stieg die Inflationsrate zunächst stark an, sank aber zwischenzeitlich wieder auf erträgliche Werte. Das Hauptproblem ist jedoch, dass das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt zu konstanten Preisen zwischen 1998 bis 2002 stetig sank und 2004 erst wieder das Niveau von 1992 erreichte. Ein weitere Probleme sind die hohe Arbeitslosigkeit und die stark gesunkene Kaufkraft.

 

Quelle: World Economic Outlook Database, IMF, April 2004: (http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2004/01/data/index.htm)

 

Kultur

Ein scherzhafter Ausspruch von Jorge Luis Borges bezeichnet die Argentinier als „Italiener, die Spanisch sprechen und gerne Engländer wären.“ Dadurch kommt die Mischung des Volkes aus Einwanderern verschiedener europäischer Länder zum Ausdruck, der sich in der Kultur deutlich bemerkbar macht.

 

Musik

Argentinische Musik ist durch den Tango (und die verwandten Musikformen Milonga und Vals) bekannt geworden. Bekannteste Interpreten sind Carlos Gardel und Astor Piazzolla. Tango kann jedoch nicht auf die musikalische Dimension beschränkt werden, vielmehr ist Tango ein gesamtkulturelles Phänomen mit den zusätzlichen Aspekten Textdichtung und tänzerischer Interpretation. Als solches begründet der Tango eine kulturelle Identität die sehr viel zum Selbstverständnis der Argentinier, genauer genommen der „Porteños“ aus Buenos Aires, beiträgt.

Nach wie vor wichtig für die Musikszene Argentiniens sind in der traditionellen Musik verwurzelte Folkore-Interpreten. Zu den auch international beachteten Musikern zählen der als Atahualpa Yupanqui weltweit bekannt gewordene Héctor Roberto Chavero und die aus der Provinz Tucumán stammende Mercedes Sosa (geboren 1935), die 1982 nach vier Jahren Exil in Madrid und Paris nach Argentinien zurückkehrte.

Neuerdings sind in Argentinien einige traditionelle Musikstile von der Popmusik her wiederbelebt worden. Zu nennen sind hier der fröhlich-leichte Tanz des Cuarteto, die urbane Musik der Stadt Córdoba, sowie einige Stile der von den Spaniern übernommenen nationalen Folklore, die durch Mischung mit anderen Stilen eine völlig neue Gestalt erlangt haben. Auch Musikstile aus anderen Teilen Südamerikas, allen voran die kolumbianische Cumbia, wurden von argentinischen Interpreten weiterentwickelt. So entstand als aktuellster Beitrag Argentiniens zur Popmusik in Buenos Aires die Cumbia Villera (Slum-Cumbia).

 

Literatur

Im 19. Jahrhundert löst sich mit der Unabhängigkeit des Landes die argentinische Literatur von der spanischen - ohne dieses Erbe zu verleugnen. Durch die Thematisierung des Lebens der Gauchos in der Pampa gewinnt die Literatur eine deutliche nationale Komponente. Beispiele dafür sind Fausto (1866) von Estanislao del Campo, das in Gedichtform die Geschichte eines Gauchos erzählende und oft als argentinisches Nationalepos bezeichnete El gaucho Martín Fierro (1872) von José Hernández sowie das bereits 1845 entstandene Facundo von Domingo Faustino Sarmiento. In ähnlicher Traditionslinie steht auch die 1926 veröffentlichte Erzählung Don Segundo Sombra von Ricardo Güiraldes (deutsch bereits 1934: Das Buch vom Gaucho Sombra).

Bekannte moderne Autoren sind Eduardo Mallea, Ernesto Sabato, Julio Cortázar, Manuel Puig und besonders Jorge Luis Borges.

Der bekannteste Cartoon Argentiniens dürfte Mafalda des Zeichners Quino sein, der unter anderem Preisträger des Max-und-Moritz-Preises ist.

Theater

In vielen Städten gibt es eine lebhafte Theaterszene. Man könnte pro Woche leicht über 100 verschiedene Theaterstücke von professionellen und Laiengruppen ansehen. Besonders bekannt ist Rosario für seine Theatergruppen. Aktuell feiert die Akrobatik-Theatergruppe De la Guarda Erfolge in der ganzen Welt. Das bekannteste Theatergebäude Argentiniens ist das Opernhaus Teatro Colón in Buenos Aires.

Film

Argentinien war eines der Pionierländer auf dem Gebiet des Stummfilms. Schon 1896 wurde der erste Film gedreht, der die argentinische Fahne zum Thema hatte. 1933 begann der Aufstieg der argentinischen Filmindustrie mit dem Aufkommen des Tonfilms. Damit begann die beste Zeit des argentinischen Kinos, die Filme dieses Landes wurden in der ganzen Welt gezeigt. Besonders bekannt wurden die Tangofilme aus Buenos Aires, unter anderem mit dem Superstar Carlos Gardel. Ab der Mitte der 1940er Jahre griff allerdings der Staat mittels Zensur und Einmischung in die Kinoszene ein. Besonders dramatisch wurde dies in den Militärregierungen (1966-1973 und 1976-1983). In den demokratischen Zwischenzeiten wurden jedoch künstlerisch sehr hochwertige Filme produziert.

1968 kam La hora de los hornos (deutsch: Die Stunde der Hochöfen) von Pino Solanas heraus, ein Film, der als einer der Höhepunkte des politischen lateinamerikanischen Kinos gilt. Ein anderer wichtiger politischer Filmemacher aus dieser Zeit ist Raymundo Gleyzer. Nach der Militärdiktatur begann das Kino, die Terrorherrschaft aufzuarbeiten. Es entstanden Filme wie La Historia Oficial (Luis Puenzo), La Noche de los Lápices (Héctor Olivera) und später Garage Olimpo (Marco Bechis), die teils fiktive, teils wahre Fälle von so genannten „Verschwundenen“ auf die Leinwand brachten.

1997 leitete Pizza, Birra, Faso (Adrián Caetano) die Epoche des „Nuevo Cine Argentino“ ein, in dem vor allem Geschichten aus dem Milieu der einfachen Leute und Slumbewohner verfilmt wurden.

Heute ist die argentinische Filmszene vor allem in Buenos Aires und in geringerem Maße auch in Rosario und Santa Fe sehr aktiv. International am bekanntesten unter den Regisseuren dürfte derzeit der Berlinale-Gewinner Pino Solanas mit seinen sozialkritischen Filmen wie Sur, El Viaje sowie der aktuellen DokumentationMemoria del Saqueo sein.

 

Sport

Die Argentinier sind eines der fußballbegeistertsten Völker dieser Erde. Bereits 1893 wurde der argentinische Fußballverband AFA gegründet und gehört somit zu den ältesten nationalen Fußballverbänden der Erde. Das erste Länderspiel der argentinischen Nationalmannschaft wurde 1902 gegen Uruguay ausgetragen. Seither hat die Nationalmannschaft vierzehnmal die südamerikanische Fußballmeisterschaft, die Copa América, und zweimal die Fußballweltmeisterschaft gewonnen. Die beiden bekanntesten Fußballclubs sind River Plate und Boca Juniors, bei letzteren hat früher der bekannteste argentinische Fußballspieler, Diego Armando Maradona gespielt. Die Spiele zwischen diesen beiden Mannschaften werden Superclásicos genannt und das öffentliche Leben steht praktisch still, wenn diese beiden Mannschaften aufeinander treffen.

Zweitbeliebtester Sport in Argentinien ist Rugby. Die argentinische Rugby -Nationalmannschaft, die Pumas, spielt auf obersten, internationalen Niveau. Kann aber nicht an die großen Mannschaften, wie die Neuseeländer heranreichen.

Neben Fußball und Rugby genießt Polo ein großes Interesse in Argentinien. Die argentinische Polomannschaft, deren Mitglieder alle der Familie Heguy angehören, ist die beste der Welt. Seit 1949 ist Argentinien ohne Unterbrechung Weltmeister.

Im Gegensatz zu Polo, das eher von Mitgliedern der argentinischen Oberschicht gespielt wird, ist Pato ein Spiel der normalen Landbevölkerung.

Feiertage

  • 1. Januar: Neujahr
  • Karfreitag und Ostern (teilweise ist auch der Gründonnerstag arbeitsfrei)
  • 2. April: Tag der Islas Malvinas
  • 1. Mai: Tag der Arbeit
  • 25. Mai: Erklärung der Unabhängigkeit von Spanien am 25. Mai 1810
  • 9. Juli: Anerkennung der Unabhängigkeit durch Spanien am 9. Juli 1816
  • 20. Juni: Tag der Nationalflagge (Día de la Bandera)
  • 17. August: Gedenktag zu Ehren des Generals José de San Martín
  • 12. Oktober: Tag der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (Día de la Raza)
  • 8. Dezember: Maria Empfängnis
  • 25. Dezember: Weihnachten, teilweise ist auch der Heilige Abend arbeitsfrei
  • * (31. Dezember: Silvester ist teilweise arbeitsfrei)

Sollte ein Feiertag (außer Neujahr, Ostern und Weihnachten sowie des 25. Mais und des 9. Julis) auf einen Samstag oder Sonntag fallen, so ist der darauf folgenden Montag meist arbeitsfrei.

 

Reiseinformationen

Deutsche, österreichische und Schweizer Staatsbürger brauchen für die Einreise nach Argentinien lediglich einen noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass und können sich dann 90 Tage visafrei in Argentinien aufhalten. Für die Verlängerung dieser 90-Tage-Frist genügt es, für einen Tag das Land zu verlassen (beispielsweise von Buenos Aires kurz mal mit der Fähre nach Uruguay zu fahren). Eine Aufenthaltserlaubnis bekommt man auch relativ einfach, wenn man einen Arbeitsvertrag hat. Weitere Informationen zum Thema Einreise- und Visamodalitäten findet man unter http://www.mininterior.gov .ar/migraciones/ .

 

Literatur

  • Huppertz, Cornelius: Korruption in Argentinien. Eine netzwerkanalytische Erklärung der Finanzkrise - Schriften zur internationalen Politik, Bd. 8, Verlag Dr. Kovac, Hamburg: 2004, ISBN 3-8300-1359-0
  • Benson, Phillip; Möginger, Robert [Bearb.]: Polyglott Apa Guide, Argentinien, Verlag: Langenscheidt, München: 2000, ISBN 3-8268-2468-7
  • Bodemer, Klaus / Pagni, Andrea / Waldmann, Peter (Hrsg.): Argentinien heute. Politik. Wirtschaft. Kultur., Frankfurt a. M.: 2003. ISBN 3893545883
  • Llanos, Mariana / Nolte, Detlef: Menem wirft das Handtuch. Ein politischer Neuanfang in Argentinien unter Néstor Kirchner? in: Brennpunkt Lateinamerika 10/2003, Institut für Iberoamerika-Kunde: Hamburg, ISSN 1437-6148 (zum Herunterladen: [25] (http://www.rrz.uni-hamburg.de/IIK/brennpkt/jg2003/bpk0310.pdf))
  • o.A.: A survey of Argentina in: The Economist vom 15. Juni 2004, Economist Group: London, ISSN 0013-0613

 

Weblinks

Das Wikiwörterbuch bietet u. a. Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen: Argentinien

 

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Argentinien aus der freien Enzyklopädie Wikipedia (http://de.wikipedia.org/) und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation (http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hauptseite&action=history) verfügbar.